Rechtliches |
Ansprache von Frau Nutzenberger |
Ich begrüße Sie hier sehr herzlich im Namen der Gruppe Regenbogen
„Glücklose Schwangerschaft“ e.V. Kontaktkreis für Eltern, die ein
Kind durch Fehlgeburt, Frühgeburt, Totgeburt oder kurz nach der Geburt
verloren haben.
(Unsere Gruppe hier in KA nennt sich:“Wenn Geburt und Tod zusammenkommen“).
Wir, Frau Mona Geier-Miksch, Almut Fricke-Roth, die wir ehrenamtlich arbeiten,
sind sehr glücklich über die Entstehung und Ausführung diese
Kindergräberfeldes für die tot und fehlgeborenen Kinder, deren Geburtsgewicht
unter 500 g liegt und somit nicht bestattungspflichtig sind. Aber, und
das möchte ich betonen, auf jeden Fall bestattungswürdig sind.
Es war und ist uns ein großes Anliegen, diese Kinder schon in den Kliniken
liebevoll behandelt zu wissen, (wir halten dafür regelmäßig
Informationsvorträge,) um Sie anschließend würdevoll hier auf
diesem Kindergräberfeld mit den Eltern ,sofern sie nicht ein eigenes Grab
haben , aktiv bestatten zu dürfen und somit den Weg in der Trauerarbeit
der Eltern aktiv zu begleiten.
Ich will kurz die Situation erläutern, mit denen die Eltern konfrontiert
werden, nachdem sie die schreckliche Nachricht erhalten: „Ihr Kind ist tot,
wir können keine Herztätigkeit finden !“
Zunächst befinden diese sich in einer Art Schockzustand, in einer Ohnmacht,
Sprachlosigkeit, die vom Krankenhauspersonal aufgefangen werden sollte.
Die Eltern sollen Ihr Kind sehen, (schon sehr früh in der Schwangerschaft
sind es winzig kleine Menschlein, die nur noch wachsen müßten) sie
sollten es begrüßen , ihm ein Namen geben dürfen, um dann anschließend
dieses geliebte und mit viel Freude erwartete Kind zu verabschieden.
In der Klinik wird der Grundstein dafür gelegt, wie die anschließende
Trauerarbeit durchlebt wird. Diese Eltern sind zunächst auf das Klinikpersonal
angewiesen, das Ihnen in Ihrer Ratlosigkeit weiterhilft und ihnen die Information
weiter gibt, dass alle Kinder, seien sie auch noch so klein, individuell bestattet
werden dürfen, oder hier an diesem Platz würdig beerdigt werden.
Auch erhalten Sie in der Klinik einen Flyer unserer Initiative, um die Möglichkeit
zu haben, sich mit gleichbetroffenen Eltern auszutauschen und zu erfahren, wir
sind nicht die einzigen, denen so etwas Schreckliches widerfährt - und
den anderen geht es mit Ihren Gefühlen, nämlich Berg und Talfahrt,
hoch und tief, genau so wie ihnen .
Diese Eltern werden auch häufig von der nächsten Umgebung, Verwandtschaft,
Freunde, Kollegen, mit „gut gemeinten“ Tröstungsversuchen wie : „Ihr könnt
ja noch soviel Kinder kriegen.", "Das war doch noch gar kein Kind."
u.s.w. konfrontiert bzw. alleine gelassen. Und nach kurzer Zeit wird erwartet,
dass diese Eltern wieder wie vor dem Verlust weiter „zu funkionieren“ haben.
Ihnen wird die Trauer in der Gesellschaft nicht zu gestanden!
An dieser Stelle wird das Grab sehr wichtig, weil man dort aktiv trauern
darf und es ein liebgewonnener Platz ist, wo man sich seinem Kind sehr
nahe fühlen kann. Ich selbst bin betroffene Mutter und weiß, wie
wichtig dieses Grab zum Trauern ist.
Dieser Platz ist auch gedacht für die Eltern, die schon vor längerer
Zeit ihr Kind verloren haben und die keine Möglichkeit hatten zu trauern
und keinen Ort für Ihre Trauer haben. Es ist auch nach vielen Jahren noch
möglich, verdrängte Trauerarbeit nachzuholen.
Ich möchte aber nochmals darauf hinweisen, dass für jedes Elternpaar
die Möglichkeit besteht, egal wie klein ihr Kind war, ein eigenes Grab
für ihr Kind anzulegen. Das Friedhofsamt hat uns zugesichert, hierfür
kostengünstige Gräber bereit zu stellen, die sich um die 200.-DM belaufen.
Dieser Beerdigung geht immer eine Trauerfeuer in der St.-Vincentius-Klinik voran,
die schon seit dem Jahre 1988 abgehalten wird. Dies wurde von dem damaligen
Klinikseelsorger, betroffenen Eltern und dem Leiter der Pathologie, Herrn Prof.
Schneider initiert und auch finanziell getragen. Um die Kinder nicht über
den „Klinikmüll“ entsorgen zu müssen, wurden sie anonym hier auf dem
Hauptfriedhof beerdigt.
Diese etwas verwaist aussehende Kinderfeld gab auch vor ca. 2 Jahren Anlaß
zu einem Besuch gemeinsam mit der Tauerhilfe Stier und uns. Dass sich etwas
verändern sollte im Hinblick auf das Aussehen und den Standort dieses
Feldes, dessen waren wir uns sofort einig.
Herr Stier brachte diese neuen Ideen, hier eine Gemeinschaftsarbeit zu realisieren,
damals der Friedhofsverwaltung vor und so entstanden in regelmäßigen
Abständen zunächst mit Herrn Vogel , Herrn Stier und uns Besprechungen
zu diesem Kindergräberfeld Sehr bald trafen sich folgende Beteiligte,
wie Sie bereits schon gehört haben :
Bruder Klaus, Krankenhausseelsorger im St.-Vincentius-Krankenhaus, der uns eine
sehr große Hilfe ist und regelmäßig die Kliniken in der gesamten
Region mit den neuesten Terminen zu diesen Trauerfeiern und Bestattungen und
den neuesten Regenbogen-Informationen ausstattet. Immer mit dabei auch Herr
Pfarrer Karcher.
Dann Frau Lessle-Rauter, ebenfalls Klinikseelsorgerin aus dem Städtischen
Klinikum; sie gestalten zusammen die Trauergottesdienste und Beerdigungen..
Hinzu kamen die Steinmetze, vertreten durch Frau Achatz-Huber.
Die Idee dieser Statue kam von dem Bildhauer Herrn Gerhard Karl Huber,
und die Ausführung durch die Majolika wurde durch Herrn Anton Goll
ermöglicht.
Das Gedicht stammt aus der Feder von Frau Else Rein.
Und die Mitgliedsbetriebe der Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner
übernehmen dankenswerter Weise die Pflege der Anlage.
Es erforderte viele gemeinsame Gespräche, bis man sich in die Problematik
früh verstorbener Kinder eingefühlt hatte.
Aber es war eine sehr fruchtbare und unkomplizierte Zusammenarbeit mit allen
Beteiligten, wofür wir uns an dieser Stelle nochmals sehr herzlich
bei allen bedanken wollen!!
Die Stadt KA kann sehr stolz darauf sein und als Vorbild für andere Städte
dienen.
Wir sind sehr glücklich darüber und hoffen auch für die breite
Öffenlichkeit, hier
einen Beitrag geleistet zu haben, um dem Tabu um den Tod im Hinblick auf die
trauernden Eltern mehr Verständnis und Rücksicht entgegen zu bringen.
(Cristina Nutzenberger, E-Mail )